„Tja, das hätte man fast nicht gedacht, dass so etwas Tolles daraus entsteht!“, sagt Arved rückblickend auf das Hörspielprojekt „Die schlaue Molly“ in der ehemaligen 5c im Schuljahr 2020/2021.

Und toll ist es: Bei der feierlichen Online-Premiere mit Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen sind allesamt in Abendgarderobe und im Bann des gleichnamigen Märchens. Dieses erzählt von der mutigen und schlauen Molly, die mit ihrer Abenteuerlust den schaurigen Riesen besiegt, der durch seine Heimtücke und die Macht seiner drei magischen Schätze ein Königreich unterdrückt. Damit lindert Molly auch das Leid ihrer Familie, die im Winter schrecklichen Hunger leidet, denn die Dankbarkeit des Königs belohnt Molly mit Reichtum.

„Eine starke Hörempfehlung mit Gänsehaut-Garantie!“, jubelt Frau Sedlaczek. Sie begleitete die ehemalige 5c im Kunstunterricht im Dezember bei der Erarbeitung von Comic-Panels als Fenstergestaltung, die die Geschichte in den klassischen Handlungsbausteinen eines Märchens, die sich die Kinder im Deutschunterricht erarbeitet haben, erzählen.

Comic Panels, die das Märchen „Die schlaue Molly“ in Handlungsbausteinen erzählen.

Besonders an dem Hörspielprojekt ist, dass es fächerübergreifend und auf ganzheitliches Lernen angelegt ist. Alle Märchenkenner*innen sind vertraut mit typischen Merkmalen dieses Genres: Es war einmal… oder der klassische glückliche Ausgang. Da dieses Fachwissen im Deutschunterricht an unterschiedlichen Märchen erarbeitet wurde, gelang die weiterführende kreative Bearbeitung barrierefreier.

Dazu braucht es zunächst Sprecher*innen, die das Märchen in verteilten Rollen lesen. „Besonders witzig war, dass der Riese die Stimme so richtig tief gestellt hat,“ hebt Stella den Unterschied hervor, einen Satz „einfach nur vorzulesen“ oder mit ganzem Einsatz der Stimmbänder und Gefühlen so zu sprechen, dass die Figuren zum Leben erweckt werden.

„Besonders viel Spaß hat mir das Ausprobieren der Geräusche in unserer Wohnung gemacht“, erzählt Joshua im Rückblick. Geräusche begleiten uns ununterbrochen. Sie für ein Hörspiel zu erzeugen, erfordert ein bewusstes Wahrnehmen und kreative Ideen: „Ich habe herausgefunden, wie man ein Frosch-Geräusch mit einem Glas erzeugen kann“, teilt Paul am Ende einer Arbeitsphase mit. Im Geräuschekoffer sammelte die Geräusche-Gruppe fortlaufend Gegenstände, die mal durch Schütteln, mal durch Reiben das Märchen atmosphärisch untermalen.

Apropos Atmo! „Besonders Spaß gemacht hat es, kreativ zu werden und das eigene Instrument zu spielen“, reflektiert Doudine. Im Märchen gibt es häufig Gut und Böse. „Ich habe gelernt, dass man Musik in Dur und Moll beschreiben und ein Musik-Motiv selbst erfinden kann, und nicht aus einem Stück nehmen muss, dass es schon gibt“, fügt Stella hinzu. Mit Stimme, E-Piano, Gitarre, Keyboard und Trompete wurden Figuren und Handlungsorte musikalisch interpretiert.

Die Musikgruppe textete ein eigenes Lieblings-Rap-Lied auf Mollys Klugheit um. „Ich bin begeistert vom Anfangs- und Schlusslied“, sagt Esra Kahraman (Klassenleitung) bei der Premiere. „Jetzt habe ich einen richtigen Ohrwurm!“

Dass so etwas Tolles tatsächlich im Präsenz-,  Distanz- und Wechselunterricht entstehen konnte, ist der selbstbestimmten Gruppenwahl nach Wünschen und Fähigkeiten, dem freudigen Ausprobieren und der großen Bereitschaft, Aufnahmen von Geräuschen, Musik-Motiven und Sprechproben zu erstellen, zu verdanken. Dazu gehört auch, sich selbst anzuhören und anderen Tipps zu geben.  

Screen Shot der einzelnen Aufnahmen und Tonspuren, aus denen sich das Hörspiel zusammensetzt.

Zurecht ernteten die Schüler*innen bei der Premiere zwar geräuschlosen und doch sichtbar tosenden Applaus. Bei den Produzent*innen ist das Hörspiel-Fieber ausgebrochen: „Für das nächste Projekt wünsche ich mir, dass wir noch ein Hörspiel machen! Und dieses Mal können wir auch selbst schneiden oder das Hörspiel live aufführen“, merkt Malin begeistert an. „Was, wenn es eine Hörspiel-AG gäbe…?!“ stellt Lena in den Raum.

Eines ist klar: genug Geschichten dafür gibt es und genug gespannte Ohren sowieso!

Besonderer Dank für die Zusammenarbeit geht an Eike Paulsen (Sonderpädagoge des 6. Jahrgangs und Leiter der Rap-AG), der durch seine Fachexpertise den Schlusslied-Rap bereichert hat. Außerdem danken wir Christop Flach des WDRs für die professionelle Beratung zu Hörspielaufnahmen.

Die 6c, Jan Wowrek (Klassenleitung) und Hannah Binz (Musiklehrerin)